Dünne PEEK‑Platten – Fertigung, Toleranzen und typische Einsatzfälle
Dünne PEEK Platten zählen zu den anspruchsvollsten Halbzeugformaten im Bereich der Hochleistungskunststoffe. Ihre Herstellung erfordert präzise Extrusions- oder Pressprozesse, exakt kontrollierte Abkühlkurven und eine gleichmäßige Materialverteilung, um Maßhaltigkeit und Oberflächenqualität sicherzustellen. Dieser Artikel erklärt, wie dünne PEEK Platten entstehen, welche Toleranzen realistisch sind und in welchen Anwendungen sie ihre Stärken ausspielen.
Wie dünne PEEK‑Platten hergestellt werden
Die Fertigung beginnt meist mit hochreinem PEEK‑Granulat, das getrocknet und anschließend extrudiert wird. Für besonders dünne Formate werden modifizierte Werkzeuge und eng geführte Prozessparameter eingesetzt. Die Herausforderung: Das Material muss gleichmäßig verteilt werden, ohne lokale Spannungen oder Welligkeit entstehen zu lassen.
Eine vertiefte Betrachtung der grundlegenden Extrusionsprozesse bietet der Artikel PEEK extrudieren.
Prozessschritte im Überblick
Trocknung: verhindert Oberflächenfehler
Extrusion oder Pressen: abhängig von Format und Dicke
Kalibrierung: präzise Formführung unmittelbar nach dem Austrag
Abkühlung: kontrolliert, um Verzug zu vermeiden und die Kristallinität zu steuern
Bei sehr dünnen Platten (z. B. < 1 mm) kommen häufig Spezialkalander oder nachgelagerte Schleif- und Planprozesse zum Einsatz.
Typische Dickenbereiche und Toleranzen
Dünne PEEK‑Platten sind meist in Dicken zwischen 0,3 mm und 5 mm erhältlich. Die Toleranzen hängen stark vom Herstellverfahren ab.
Richtwerte:
Extrudierte Platten: ±0,05–0,15 mm
Kalander- oder Foliennahe Formate: ±0,02–0,05 mm
Gepresste Platten: etwas höhere Toleranzen, dafür hohe Materialhomogenität
Für konstruktive Aufgaben mit engen Maßvorgaben lohnt sich ein Blick auf die werkstoffkundlichen Details in der PEEK Werkstoffkunde.
Eigenschaften dünner PEEK‑Platten
Dünne Formate behalten die wesentlichen Vorteile des Werkstoffs:
hohe Temperaturbeständigkeit
sehr gute chemische Resistenz
exzellente Dimensionsstabilität
elektrische Isolation auch bei geringen Wandstärken
sehr gute Verschleiß‑ und Gleiteigenschaften
Die Kombination aus Flexibilität und Festigkeit macht die dünnen Platten für technische Anwendungen besonders attraktiv.
Typische Einsatzfälle
Dünne PEEK‑Platten werden häufig verwendet in:
Elektronik und Sensorik: Isolation, Träger, Abschirmungen
Medizintechnik: biokompatible Abdeckungen, sterilisierbare Komponenten
Maschinenbau: Verschleißschichten, Gleitsegmente
Fluidtechnik: chemikalienbeständige Membran‑ oder Dichtungselemente
Hochtemperaturumgebungen: Trennlagen, Präzisionszwischenlagen
Ein technischer Hintergrund zur Entwicklung des Materials findet sich in der PEEK Historie.
Qualitätsmerkmale dünner PEEK-Platten
Dünne PEEK-Platten stellen hohe Anforderungen an Fertigung und Materialkontrolle. Typische Qualitätsmerkmale sind:
homogene, schlierenfreie Oberfläche
hohe Ebenheit ohne Welligkeit
minimale innere Spannungen, um Verzug zu vermeiden
gleichmäßige Kristallinität für reproduzierbare mechanische Eigenschaften
saubere Schnittkanten bei mechanisch getrennten Formaten
Abweichungen wie matte Stellen, Verfärbungen oder ungleichmäßige Wandstärken weisen auf suboptimale Prozessführung hin.
Herstellungsgrenzen und typische Fehlerbilder
Da der Prozess thermisch und mechanisch anspruchsvoll ist, treten bei sehr dünnen Platten folgende Herausforderungen auf:
Welligkeit, wenn die Abkühlung zu schnell oder ungleichmäßig erfolgt
Eigenspannungen, die zu späterem Verzug führen können
Farbschwankungen, wenn das Material überhitzt
Toleranzabweichungen bei extrem dünnen Formaten unter 0,5 mm
Bei hochpräzisen Anwendungen kann es sinnvoll sein, auf foliennahe Formate oder doppelseitig plan geschliffene Varianten zurückzugreifen.
Hinweise für Konstruktion und Design
Für die Entwicklung von Bauteilen aus dünnen PEEK-Platten sollte Folgendes berücksichtigt werden:
Mindestbiegeradien einhalten, um Spannungsrisse zu vermeiden
mechanische Fixierungen bevorzugen (Schrauben, Klemmungen)
Kleben nur mit Vorbehandlung (z. B. Plasma) zuverlässig
Schneiden vs. Stanzen abwägen – Stanzen kann Kanten leicht ausreißen
dickere Platten erwägen, wenn Bauteile hohe Steifigkeit benötigen
Weitere Grundlagen zur Auswahl geeigneter Formate bietet die PEEK Werkstoffkunde.
Verbindung zu stärkeren Halbzeugformaten
Dünne Platten sind oft Teil eines größeren Materialkonzeptes und werden aus dem gleichen Grundmaterial gefertigt wie:
PEEK‑Platten für Frästeile
PEEK‑Rundstäbe für Drehteile
PEEK‑Rohre für Medien‑ und Isolationsanwendungen
Produktbeispiel zur Orientierung:
PEEK Platten natur – Halbzeug
FAQ
Was gilt als „dünne“ PEEK Platte?
Typischerweise alles unter 5 mm, besonders anspruchsvoll: 0,3–2 mm.
Wie eng sind die Toleranzen?
Je nach Prozess ±0,02 bis ±0,15 mm.
Sind dünne Platten genauso temperaturbeständig wie dicke Formate?
Ja – die Werkstoffeigenschaften bleiben erhalten.
Kann man dünne PEEK Platten lasern oder fräsen?
Fräsen ist möglich, Lasern nur eingeschränkt aufgrund von Wärmeeintrag und möglicher Materialverfärbung.