Kunststoffe für die Lebensmittelindustrie: Anforderungen & Zertifizierungen
Kunststoffe sind aus der modernen Lebensmittelverarbeitung nicht mehr wegzudenken. Ob bei der Verpackung, im Maschinenbau oder als Bauteile in der Produktion – lebensmittelgeeignete Kunststoffe spielen eine zentrale Rolle in puncto Hygiene, Sicherheit und Effizienz.
Anforderungen an lebensmittelgeeignete Kunststoffe
Lebensmittelkontaktmaterialien müssen strenge Kriterien erfüllen. Die zentrale Anforderung: Sie dürfen keine Bestandteile an Lebensmittel abgeben, die die Gesundheit gefährden oder die Zusammensetzung und den Geschmack beeinflussen könnten. Deshalb sind sogenannte Migrationstests Pflicht, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Stoffe in kritischen Mengen in die Lebensmittel übergehen.
Zudem müssen die verwendeten Kunststoffe gegen die bei der Verarbeitung üblichen Temperaturen, Reinigungsmittel und mechanischen Belastungen beständig sein. Hygienisches Design, einfache Reinigung und Resistenz gegen Biofilmbildung sind weitere Anforderungen.
Wichtige Zertifizierungen & gesetzliche Vorgaben
In Europa gilt die Verordnung (EU) Nr. 10/2011 für Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Diese regelt, welche Stoffe verwendet werden dürfen und legt Grenzwerte für die Migration fest. Darüber hinaus müssen Hersteller eine sogenannte Konformitätserklärung ausstellen, die die Eignung des Materials nachweist.
Die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie sind zwar rechtlich nicht bindend, dienen aber vielen Unternehmen als Grundlage für die Auswahl geeigneter Materialien.
Die Rolle der FDA-Zulassung
Für Unternehmen, die international tätig sind oder in die USA exportieren, ist die FDA-Zulassung von großer Bedeutung. Die US-amerikanische Food and Drug Administration definiert in ihrer Regulation 21 CFR 177 Materialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind. Nur Kunststoffe mit entsprechender FDA-Freigabe dürfen im US-Markt verwendet werden.
Eine FDA-Zulassung signalisiert auch auf anderen Märkten ein hohes Sicherheitsniveau und wird häufig als Qualitêtsmerkmal betrachtet.
Geeignete Kunststofftypen
Nicht jeder Kunststoff eignet sich für den Lebensmittelkontakt. Besonders häufig kommen folgende Typen zum Einsatz:
PE (Polyethylen): Geringe Dichte, gute chemische Beständigkeit, weit verbreitet in Verpackungen.
PP (Polypropylen): Hohe Temperaturbeständigkeit, ideal für wiederverwendbare Behälter.
PA (Polyamid): Mechanisch belastbar, für technische Teile in Verarbeitungsanlagen.
POM (Polyoxymethylen): Sehr formstabil, häufig für Lager und Führungen.
PET (Polyethylenterephthalat): Vor allem in der Getränkeindustrie genutzt.
PTFE und PEEK: Hochleistungskunststoffe mit exzellenter Beständigkeit für besonders anspruchsvolle Anwendungen.
Diese Materialien sind in der Regel sowohl in lebensmittelkonformer Ausführung als auch mit entsprechenden Zertifikaten erhältlich.
Unterschiede in der Verarbeitung
Lebensmittelkonforme Kunststoffe müssen nicht nur bestimmte Eigenschaften mitbringen, sondern auch unter kontrollierten Bedingungen verarbeitet werden. Dazu zählt unter anderem:
Trennung von Produktionslinien für Lebensmittel- und Industriequalitäten
Reinigung der Maschinen vor der Verarbeitung
Verwendung zertifizierter Additive und Masterbatches
Nur wenn alle Schritte dokumentiert und überwacht werden, kann eine lückenlose Rückverfolgbarkeit und Produktsicherheit garantiert werden.
Praxisbeispiele
In der Praxis werden lebensmittelgeeignete Kunststoffe beispielsweise verwendet für:
Schneidbretter und Arbeitsflächen
Rührschaufeln und Transportschnecken
Dichtungen, Lager und Gleitführungen in Abfüllanlagen
Verpackungsfolien, Behälter und Deckel
Jede Anwendung stellt dabei spezifische Anforderungen an Temperaturbeständigkeit, Reinigbarkeit und chemische Resistenz.
Fazit: Sicherheit durch Wissen & Kontrolle
Die Auswahl lebensmittelgeeigneter Kunststoffe ist ein komplexer Prozess, bei dem technische Eigenschaften, gesetzliche Vorgaben und internationale Zulassungen zusammenkommen. Nur durch die Kombination aus geeigneten Materialien, konformer Verarbeitung und verbindlicher Dokumentation ist eine sichere und regelkonforme Anwendung möglich.
Gerade für international tätige Unternehmen ist die FDA-Zulassung ein wichtiges Kriterium, um global anerkannten Qualitätsstandards gerecht zu werden.